Nachhaltigkeit & Ressourcen
Grundlegendes zum Begriff Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit – Darum ging es ursprünglich.
UN-Weltkommission WCED: schonender Umgang mit Ressourcen.
Im Jahr 1983 gründeten die Vereinten Nationen die WCED (World Commission on Environment and Development). Der Bericht (Brundtland-Bericht) der Kommission von 1987 „Unsere gemeinsame Zukunft“ prägte die internationale Debatte über Entwicklungs- und Umweltpolitik maßgeblich sowie den heutigen Begriff der nachhaltigen Entwicklung. Hierbei ging es primär um den schonenden Umgang mit Natur und Ressourcen. Nachhaltigkeit wurde auch im Sinne zukünftiger Generationen verstanden. Es soll darauf geachtet werden, sich so zu verhalten, dass „die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt werden können, ohne die Chancen zukünftiger Generationen zu gefährden. Der zentrale Ansatzpunkt hierfür ist aber der schonende Umgang mit den Ressourcen und mit der Umwelt. Die durch den Brundtlandt-Bericht der Vereinten Nationen geprägte Definition nachhaltiger Entwicklung gilt heute als die meist gebrauchte Definition von Nachhaltigkeit.
Das 3-Säulen-Modell.
Heute wird meist das 3-Säulenmodell der Nachhaltigkeit propagiert: Ökologie, Ökonomie, Soziales
Der Deutsche Bundestag setzte 1995 die „Enquetekommission Schutz des Menschen und der Umwelt“ ein. Die Kommission definierte für das Leitbild nachhaltiger zukunftsverträglicher Entwicklung drei Dimensionen, für die sie Regeln vorschlug: (1) ökologische, (2) ökonomische und (3) soziale Dimension. Folgende Managementregeln wurden von der Kommission für die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit formuliert: (1) Die Nutzung einer Ressource darf auf Dauer nicht größer sein als die Rate ihrer Erneuerung oder die Rate des Ersatzes ihrer Funktionen. (2) Die Freisetzung von Stoffen darf auf Dauer nicht größer sein als die Tragfähigkeit bzw. Aufnahmefähigkeit der Umwelt. (3) Gefahren und unvertretbare Risiken für Menschen und Umwelt sind zu vermeiden. (4) Das Zeitmaß menschlicher Eingriffe in die Umwelt muss in einem ausgewogenem Verhältnis zu der Zeit stehen, welche die Umwelt zur Selbststabilisierung benötigt.
Die „Nachhaltigkeitsinflation“:
Heute ist „Nachhaltigkeit“ ein immer stärker inflationärer Begriff.
Was meinen wir heute, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn der Begriff der Nachhaltigkeit wird heute inflationär verwendet, die Definition bzw. Auslegung ist je nach Interessengruppe sehr unterschiedlich. Wenn zwei Interessengruppen heute über Nachhaltigkeit sprechen, kann sehr Unterschiedliches gemeint und die 3-Säulen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie, Soziales) können sehr unterschiedlich gewichtet sein. Es wurden sogar ernsthafte wissenschaftliche Diskurse dazu geführt, wie weit „nachfolgende Generationen“ definiert sein soll (ein, zwei, drei oder mehr ?) oder ob dies weltweit gelten soll und kann. Das entfernt sich sehr weit vom ursprünglichen Sinn der nachhaltigen Entwicklung nach dem Ansatz der UN-Weltkommission.
Kein weiteres „Green washing – Nachhaltigkeit“!
Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit verliert systemimmanent an Gewicht, was völlig vernachlässigt, dass sie die eigentlich treibende Kraft der Nachhaltigkeit ist.
Oft sind ökologische und soziale Dimension untergewichtet. Vor allem fehlt heute oft das Verständnis dafür, was die Intention der UN-Weltkommission war. Dass es um nichts weniger als die Sicherung der Lebensgrundlagen der jetzigen Menschen und aller nachfolgenden Generationen überall auf der Welt geht und dass dies nur durch den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen wie Wasser, Boden, Rohstoffe und durch den Schutz von Klima und Umwelt erreicht werden kann. Auch die soziale und ökonomische Komponente war nicht als gleich gewichteter Selbstzweck gedacht, sondern als im Dienst des Zieles schonender und verantwortlicher Umgang mit den Ressourcen stehend. Heute werden diese beiden Komponenten vielfach aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen und als eigenständig der „ökologischen“ Dimension gegenüber gestellt.
Die „ökologische Dimension“ ist aber auch heute faktisch die ‚Driving Force‘ für die anderen Dimensionen. Rohstoffknappheiten beeinflussen die Wirtschaft maßgeblich und Rohstoffausbeutung schafft soziale Ungerechtigkeiten bis hin zu Flüchtlingsströmen und Umweltkriegen. Durch die Schädigung der Umwelt selbst entstehen soziale und ökonomische Nachteile. Soziale Gerechtigkeit und ökonomische Stabilität sind kein isolierter Selbstzweck, sondern basieren maßgeblich auf umweltschonendem Verhalten. Diese Effekte, die sich an Negativbeispielen zeigen (Umweltflüchtlinge, Nutzungskonkurrenzen um Ressourcen etc.), wurden damals bei der Definition der Nachhaltigkeit schon mit Sorge diskutiert.
Diese Bedeutungsverschiebung zulasten der Umwelt in einem verbreiteten Verständnis von Nachhaltigkeit kritisieren inzwischen auch viele Wissenschaftler. Ohne eine intakte Umwelt sei weder Wirtschaft noch soziale Gerechtigkeit möglich und darum sei Nachhaltigkeit vor allem Umweltschutz (z.B. Prof. Huisingh, Universität Tennessee in www. nachhaltigkeit.info).
Umfassende Nachhaltigkeit beim Bau
Es wird immer deutlicher, dass der Ressourcenverbrauch unseres Lebensstils insbesondere in Industrie- und Schwellenländern längst jenseits dessen ist, was als nachhaltig bezeichnet werden kann. Wir Europäer verbrauchen heute doppelt so viele Ressourcen wie wir haben. Die Art, wie wir leben, die Produkte die wir kaufen und konsumieren und die Art, wie wir Bauen, hat einen entscheidenden Einfluss auf den Verbrauch an Ressourcen, auf den Verbrauch an Energie und auf die Belastung der Umwelt. Vor diesem Hintergrund hat die Kennzeichnung von Produkten hinsichtlich ihrer Umweltwirkung eine zentrale Bedeutung als Triebkraft für nachhaltige Entwicklung und Förderung nachhaltiger Produktion bzw. nachhaltigen Konsums.
Obgleich es bereits verschiedene Strategien und Instrumente (z.B. Label, EPD u.a.) für eine solche Kennzeichnung gibt, werden immer noch vielfach Produkte eingesetzt, die wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung außer acht lassen. Bisherigen Instrumenten fehlen Aussagen zu wichtigen Umweltaspekten wie Ressourcenverfügbarkeit, Ressourcenschonung, Biodiversitätsauswirkungen, Wiederverwendbarkeit und anderen. Verbraucher und kommunale Entscheider wie auch nicht informierte Betriebe in der Stoffstromkette als treibende Kraft für die Förderung besonders nachhaltiger Produkte können hier keine Wirkung entfalten, da sie keine entsprechende Entscheidung für den Kauf, die Beschaffung oder den Materialeinsatz treffen können.
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt wurde daher ein innovatives Umweltkommunikationskonzept die Produktumweltampel entwickelt.
Umfassende Nachhaltigkeit von Bauten und Inneneinrichtungen hängt wesentlich von den eingesetzten Materialien und Produkten ab. Meist wird bisher unter „nachhaltigen“ bzw. „umweltfreundlichen“ Produkten nur jeweils ein Einzelaspekt verstanden oder nur eine bestimmte Lebensphase. Dabei steht meist die Nutzungsphase des Produktes im Vordergrund. Andere Aspekte wie Ressourcenschonung von Anfang an sind hier noch kaum ein Thema. Über Klima-, Umweltfreundlichkeit sowie Ressourcenschonung eines Produktes entscheiden aber 3 Lebenszyklusphasen: (1) Vorketten: Klima-, Umweltrucksäcke und Ressourcenverbrauch der Vorketten, im realen Bilanzraum. (2) Nutzungsphase: Energie, Wasser, Ressourcen, Umweltverbrauch der Nutzungsphase. (3) Nachnutzung: Verwertung (Recycling, Reuse) oder Entsorgung. Hinzukommen natürlich Verbraucherschutzaspekte
Vorketten
Entscheidend bei der Erstellung von Ökobilanzen, die reale Umweltsituationen eines Produktes darstellen sollen, ist die Wahl des Bilanzraums. Will man Produkte miteinander vergleichen, müssen auch der Bilanzrahmen und die Ausgangsbedingungen die gleichen sein. Das ist in den wenigsten Ökobilanzen der Fall. Beispiel Ökobilanzen für Holzfenster die bei der Urproduktion im Wald begonnen bei Kunststofffenstern zu vergleichen wo das Eingangsmaterial PVC Granulat (und nicht Rohöl) ist sind im Bilanzraum und so auch in der Ökobilanz nicht vergleichbar. Gänzlich unberücksichtigt bleibt in der Regel die Frage der Erneuerbarkeit von Rohstoffen.
Eine wichtige Frage für nachhaltige Beschaffung ist: was sind die umweltfreundlichsten Materialien und Produkte die für die gleiche Nutzung eingesetzt werden können? Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist dabei die langfristige bzw. dauerhafte Verfügbarkeit von Rohstoffen oder eben Ihre Endlichkeit. Hier eine erste grobe Gegenüberstellung:
Holzbaustoffe. Holz ist prinzipiell ein nachwachsender Rohstoff. Dies drückt sich in neueren (nicht den älteren Ökobilanzen) durch die „Gutschrift Sonne“ aus.
Baustoffe auf Mineralbasis. Die Verfügbarkeit ist hier sehr vom Baustoff abhängig. (1) Baustoffe auf Gipsbasis basieren auf einer endlichen Ressource. Etwa 20% des Gipsverbrauches in Deutschland wird für Gipsplatten verwendet, davon ist der Großteil Naturgips, der eine endliche hochwertige Ressource ist. Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen ist nur begrenzt vorhanden. (2) Rohstoffe für Beton und Kalksandstein hingegen sind in menschlichen Dimensionen unbegrenzt vorhanden und werden im Tagebau abgebaut. (3) Rohstoffe für Ziegel wie Ton/Lehm/Mergel plus ggf. Kalkstein, Sand sind ebenfalls ausreichend vorhanden (www.wecobis.de).
Synthetische Baustoffe. Der Rohstoff bzw. erste Grundstoff für synthetische Baustoffe (z. B. PVC) ist Öl, ein endlicher Rohstoff. Die Verfügbarkeit erreichbarer Ölvorkommen, also Gewinnung von Vorkommen die nicht in Krisenregionen liegen und mit einigermaßen vertretbarem wirtschaftlichen Aufwand und ökologischen Risiko behaftet sind, werden bei heutigen Förderquoten mit etwa 40 bis 60 Jahre eingeschätzt (Infoangebot „Energiedaten“ des BMWi, 2009, 2010).
Recycelte Rohstoffe. In vielen Bereichen der nachhaltigen Beschaffung sind auch recycelte Materialien gut einsetzbar (Beispiel: Recyclingpapier statt Frischpapier usw.)
Mehr hierzu finden Sie in der Umweltproduktampel auf dieser Seite (Link zur Ampel).
Nutzungsphase
Die Nutzungsphase steht im Fokus von Produkt-Ökobilanzen und findet Eingang in Lebenszykluskostenberechnungen. Klassisch ist hier z.B. der Energieverbrauch von Geräten und Gebäuden. Bei Gebäuden wird hier vor allem auf die Dämmung fokussiert. Oft werden bestimmte wichtige Faktoren aber meist nicht einbezogen wie z.B. die Langlebigkeit des Produktes oder das Nutzerverhalten. Auch das verwendete Material entscheidet über die Ressourceneffizienz in der Nutzungsphase. Das soll an folgenden Beispielen erläutert werden.
Beispiel 1: Beeinflussung des Nutzerverhaltens durch das Material. Die Energieeinsparung während der Nutzungsphase hängt nicht nur von den technischen Werten von Baustoffen oder Produkten ab (z.B. Uw-Wert), sondern maßgeblich auch vom Nutzer, also bei welcher Temperatur er sich in der Heizperiode in einem Gebäude wohl fühlt. Und das wiederum hängt auch vom Material ab. Die Raumtemperatur bei der wir uns wohl fühlen, ist auch von der Oberflächentemperatur der Raumumschließungsflächen abhängig. Durch die Struktur von Holz ist die Oberflächentemperatur im Durchschnitt 3-4 Grad höher als bei anderen Baumaterialien. So fühlt man sich in einem massiven Holzhaus schon bei etwa 18° – 20°C wohl, in einem Steinhaus muss man meist auf deutlich über 20°C aufheizen. Jedes Grad Raumtemperatur erfordert aber etwa 6% mehr Heizenergie.
Beispiel 2: Das unterschiedliche energetische Verhalten bei Baustoffen wird oft nicht berücksichtigt. Für den Heizenergiebedarf ist die Phasenverschiebung mindestens so bedeutsam wie der U-Wert. Jeder Baustoff hat ein anderes energetisches Verhalten. Das wird heute meist nicht berücksichtigt, so dass Glas, Beton, Ziegel oder Holz einheitlich behandelt werden. Berücksichtigt (z.B. im Rahmen der EnEV) wird v.a. die Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen (Uw-Wert), nicht erfasst wird die Phasenverschiebung. Dies kann man sich wie eine Badewanne vorstellen, die sich mit Wasser füllt. Irgendwann ist sie voll und das Wasser läuft über. Der Uw-Wert sagt dann nur aus, wie viel Energie (bzw. in dem Bild „Wasser“) überläuft, also verloren geht. Nicht berücksichtigt ist das Speichervolumen von Wand, Fensterrahmen usw. (das Wannenvolumen im Bild). Vergleicht man eine massive Holzwand mit einer Ziegelwand gleichen Dämmwertes, so muss bei der Ziegelwand aufgrund der höheren Wärmeaufnahmefähigkeit erst einmal die Wand aufgeheizt werden, wonach diese die Wärme dann kontinuierlich wieder abgibt. Eine massive Holzwand dagegen nimmt die Wärme schlechter auf, so dass nur die Raumluft erwärmt werden muss. Die Reaktionszeit des Beheizens der Räume ist so deutlich schneller. Bei massiven Holzmauern z.B. muss man daher, je nach Bedarfsfall, weniger dämmen, um die gleiche Wirkung des Systems Wand-Dämmmung-Fassade zu erreichen. Verwendung von Holz hat positive Effekte auf Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Produkten und Gebäuden während der Nutzungsphase.
Nachnutzung oder Entsorgung
Nachnutzung oder Entsorgung: auch hier ist das Material im Produkt entscheidend. Auch bei Gebäuden und anderen Produkten wie Inneneinrichtungen, Möbeln, Böden usw. ist es für die Nachnutzung entscheidend, wie sortenrein und sauber die Materialien beim Abriss beispielsweise voneinander getrennt werden können. Auch die Art des eingesetzten Materials entscheidet hier wesentlich darüber ob ein Recycling oder eine Wiederverwertung oder nur eine Entsorgung in Frage kommen. Das Material entscheidet in dieser Phase sogar wesentlich darüber, ob die Produkte und Materialien in der Nachnutzung kurze oder lange Wege gehen müssen, weil die Kapazitäten für Recycling und Wiederverwertung sehr unterschiedlich sind. Verunreinigte Materialien sind in der Regel kaum und nur noch mit hohem Aufwand recycelbar.
Produkte müssen nach Ihrer Verwendung am Ende der Nutzungsphase weiter behandelt werden, also entweder entsorgt, recycelt oder wieder verwertet. Auch das ist mit dem Verbrauch von Energie und Ressourcen verbunden. Daher spielt für die Nachhaltigkeit eines Produktes auch diese Phase eine wichtige Rolle. Diesen Teil des Lebenszyklus von Produkten bei der nachhaltigen Beschaffung von vorne herein zu beachten rechnet sich, heute und in Zukunft noch mehr.
Wer von Beginn an beim Kauf von Produkten den gesamten Lebenszyklus beachtet, also auch die Möglichkeiten für die Nachnutzung berücksichtigt, hilft der Umwelt und kann im Endeffekt richtig sparen, denn recycelbare Produkte sind auf sich ausweitenden Sekundärrohstoffmärkten immer mehr gefragt. Entsorgung in Müllverbrennungsanlagen und auf Deponien ist teuer.
Die Möglichkeiten von Abfallvermeidung (Reduce) sowie Möglichkeiten der Nachnutzung jenseits der Entsorgung (Reuse, Recycling) fangen mit der Art der eingesetzten Materialien und Produkte an und hängen maßgeblich von diesen ab. Bauholz z.B. wird heute nahezu vollständig verwertet. Holzprodukte sind nicht nur aus ökologischer sondern auch finanzieller Hinsicht in der Nachnutzung optimal.
Das ist nicht bei allen Materialien der Fall. So ist beispielsweise PVC bis auf sehr geringe Mengen nach wie vor ein zu entsorgender Abfall. Weitere Produkte, die heute v.a. in Müllverbrennungsanlagen verbrannt oder auf Deponien entsorgt werden müssen sind: (1) Bauplatten aus Gips, Kunststoff, Zement. (2) Bodenbeläge aus mineralischen Ausgangsstoffen, elastische Bodenbeläge z.B. Kunststoffen. (3) Mineralische und künstliche Dämmstoffe.
Verbraucherschutz
Wie ein Gebäude gebaut ist oder wie ein Produkt verarbeitet ist, bestimmt wesentlich über die Sicherheit der Nutzer, beispielsweise im Brandfall. Hierzu gibt es in Deutschland und Europa umfassende Normen, Richtlinien und Vorgaben, die jeder Architekten und jedes Gebäude, noch dazu jedes öffentliche Gebäude automatisch einhalten müssen. In Deutschland und Europa hergestellte Produkte müssen automatisch sehr hohe Standards an Verbraucherschutz und Gesundheit einhalten. Aber auch das eingesetzte Material in Produkten und die eingesetzten Produkte in Gebäuden entscheiden wesentlich über Wohlbefinden, Gesundheit und Sicherheit der Nutzer. Auch hier erfüllen Produkte, die in ihrem gesamten Stoffstrom in Deutschland und Europa hergestellt wurden, die weltweit sehr strengen Vorgaben zu Verbraucher- und Gesundheitsschutz. Wenn man es vereinfachen will, sind für den Nutzer eines Gebäudes sind eigentlich vor allem zwei Aspekte essentiell. Erstens, welche Schadstoffe werden durch die eingebauten Produkte und Materialien während der Nutzungsphase emittiert, die der Gesundheit schaden könnten. Und zweitens, wie sicher ist das Gebäude im Hinblick auf rechtzeitige Fluchtmöglichkeiten bei einem Brandfall. Dies ist eine Frage ber baulichen Leistung des Architekten und auch der eingesetzten Produkte und Materialien, denn es spielt auch hier eine entscheidende Rolle wie Gesundheit belastend diese im Brandfall sind, also welche giftigen Stoffe sich in den Brandgasen befinden. Denn, die meisten Menschen sterben bei einem Brand nicht durch einstürzende Bauteile, sondern durch giftige Brandgase.
Die Auswirkungen eingesetzter Materialien und Produkte auf Gesundheit und Sicherheit finden bei nachhaltiger Beschaffung oft noch zu wenig Beachtung. Hier sind zwei Aspekte wichtig: die Gesundheitsbelastungen durch Emissionen in (1) der Nutzungsphase und (2) im Havariefall. In beiden Fällen ist Holz optimal Verbraucherfreundlich. Jedes Gebäude kann brennen, zu beachten ist hierbei aber auch, dass die meisten Menschen bei einem Brand nicht durch das Feuer selbst oder einstürzende Gebäudeteile sterben, sondern an Vergiftungen durch gefährliche Gase, die im Brandfall entstehen.
Sick-Building-Syndrome (SBS): „Krank in kranken Häusern“. SBS wird von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit definiert. Nach internationaler Konvention wird von SBS gesprochen, wenn mehr als 10–20% der Nutzer eines Gebäudes über diverse mit dem Krankheitsbild verbundene Beschwerden klagen. Als Ursachen des SBS gelten Schadstoffe, die in der Innenraumluft vorkommen, wie giftige Ausdünstungen der verbauten Materialien, Produkte, Farben, Lacke, Böden, Geräte, Dämmmaterialien und anderes. Die Symptome von SBS reichen von Unwohlsein, Mattigkeit und Schlaflosigkeit bis zu Allergien, Kopfschmerzen, Schädigung des Immunsystems, Reizungen der Augen und Atemwege, Störungen der Nieren und Leberfunktion. Sogar Depressionen können so ausgelöst werden. Da einige Stoffe als krebserregend eingestuft sind, kann eine Schadstoffbelastung der Innenraumluft auch zu schwereren Krankheiten führen.
Produktumweltampel
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt (SAVE – Ressourcenschonnung von Anfang an) wurde daher die Produktumweltampel entwickelt in welcher der Aspket „Ressoucrenverbrauch und Ressoucrenverfügbarkeit“ für die Einschätzung von Produkten einer von neun Umweltaspekten ist.